Experteninterview
Welche Stärken Podcasts gegenüber Videoformaten haben und wieso sich die Monetarisierung von Podcasts derzeit noch schwierig gestaltet, erklärt Fred Hilke von den Kack & Sachgeschichten im Interview.
Fred Hilke, Moderator Kack & Sachgeschichten, über die derzeitige Entwicklung am Podcast-Markt, Monetarisierungsmöglichkeiten für Podcaster und was wir in den kommenden Jahren vom Podcast-Boom erwarten können.
Wir haben es geschafft, in den letzten drei Jahren eine echte Community aufzubauen. Unsere Hörer sind keine Gelegenheitskonsumenten, die mal eben reinschnuppern und dann weiterziehen. Wir haben eine echte Stammhörerschaft und viele treue und loyale Fans, die sich mittlerweile untereinander vernetzen. Wir hatten zu keiner Zeit ein explosionsartiges Wachstum. Es war und ist vielmehr eine stetige und organische Entwicklung. Wie wir das gemacht haben? Ausdauer, Leidenschaft, Nahbarkeit und vor allem eins: gute Inhalte.
Die Monetarisierung ist im Vergleich zu anderen Plattformen tatsächlich eher schwierig. Es gibt nicht die eine große Podcastplattform, die Abrufzahlen transparent kommuniziert oder sogar Möglichkeiten für Donations oder kostenpflichtige Abos anbietet.
"Das Tolle ist, dass wir völlig unabhängig von wirtschaftlichen Interessen Dritter sind und nur einem gefallen müssen: unseren Hörern."
Unser Crowdfunding Projekt, bei dem die Hörer Zugang zu einem Premiumkanal mit weiteren Inhalten bekommen, ist unsere Haupteinnahmequelle. Diese Art der Finanzierung ist perfekt für kreative Projekte wie die Kack & Sachgeschichten. Die adserverbasierte Werbung ist dabei eine tolle Ergänzung, um die sonst ungenutzte Reichweite des kostenlosen Standartkanals zu monetarisieren. Wir nutzen das Modell seit Kurzem und das Feedback der Community darauf ist durchgehend sehr gut. Natürlich sind viele Leute erstmal skeptisch, wenn sie das Wort "Werbung" hören, doch ist das hier wie so oft eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Lange und ständig auftretende Werbeblocks wie im Free-TV würden unsere Hörer und auch wir sicher nicht akzeptieren. Ein paar kurze Spots auf eine Podcastfolge verteilt tun aber keinem weh, und nachdem wir unserer Community offen und ehrlich erklärt haben, dass die Werbung uns als Projekt weiter bringt und letztendlich damit auch dem Hörer selbst nutzt, waren alle Seiten glücklich und zufrieden.
Das geht nur mit viel Leidenschaft und ganz viel Bock! Wir sind kein typischer Laberpodcast, bei dem einfach frei Schnauze geredet wird, sondern wir präsentieren u.a. viel recherchiertes Hintergrundwissen und selbst entwickelte Filmtheorien. Was unsere Hörer an uns schätzen ist, dass wir Themen nicht nur oberflächlich behandeln, sondern uns regelrecht in sie eingraben. Wenn du unsere vierstündige Folge über die Matrix-Trilogie gehört hast, dann hast du nicht nur viel Wissenswertes über die Filme gelernt, du hast dich auch mit der wissenschaftlichen Gehirn-Im-Tank- Hypothese befasst und weißt, dass die Filme vollgepackt sind mit religiösen Motiven.
"Eine der Stärken des Mediums Podcast ist, dass wir deutlich mehr Zeit haben als in Videos, einfach weil die Menschen es sehr gut neben ihren Alltagstätigkeiten hören können und wollen. Wir möchten das ausreizen und gemeinsam mit unseren Hörern eintauchen – in die Welt der Filme, der imaginären Welten und der Wissenschaft."
Die Welt der Podcasts ist bereits jetzt sehr vielfältig, teilweise schon unüberschaubar groß. Es gibt einfach zu viele Channels da draußen, um auch nur annähernd den Überblick zu behalten. Was im Moment bereits passiert, und was vermutlich der "natürliche" Weg aller Online-Medien sein könnte, ist, dass sich der relativ fragmentierte Podcast-Markt weiter konsolidiert. Das heißt, statt der tausend kleinen Channels werden sich einige wenige starke Marken oder vielleicht sogar Netzwerke etablieren. Was wir auf jeden Fall in den nächsten Jahren erleben werden, ist eine deutlich größere Kommerzialisierung von Podcasts.
Kirsten Schade
Director Corporate Communications & Cultural Change